Zum neunten Jahrestag des öffentlichen Bekanntwerdens der NSU-Mord- und Terrorserie

Neun Jahre nach dem Bekanntwerden der Verbrechen gibt es immer noch mehr Fragen als Antworten…

Auch wenn mit dem NSU-Strafprozess, der im Juli 2018 endete, die Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrundes offiziell als Taten von fünf Personen abgehakt wurden, so wissen wir alle genau, dass das „Trio“ in seinem Umfeld mit dutzenden V-Leuten umzingelt war und dass es viele Unterstützer*innen hatte. Dennoch fehlt weiterhin der Wille, die Verbrechen lückenlos – mit möglichen Verbindungen staatlicher Stellen – aufzuklären.

Doch die Angehörigen der Opfer haben einen Anspruch darauf, dass die Verbrechen lückenlos aufgeklärt werden. Insbesondere auch deshalb, weil die jahrelangen einseitigen Ermittlungen in Richtung Ausländerkriminalität die Opfer gedanklich zu Mittätern gemacht haben und dadurch die Angehörigen schikaniert und ein weiteres Mal traumatisiert wurden. Und auch die Gesellschaft hat einen Anspruch darauf – weil das Vertrauen insbesondere der Menschen mit Migrationsgeschichte in die Politik und in die Behörden tief erschüttert ist und bei dem gegenwärtigen rassistischen Klima und der Zunahme der rassistischen Angriffe überhaupt kein Vertrauen in den Umgang der zuständigen Behörden mit dieser Bedrohung besteht.

Nur durch eine uneingeschränkte öffentliche Aufarbeitung der Geschehnisse kann das verloren gegangene Vertrauen in die staatlichen Institutionen wiederhergestellt werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte einmal, dass die NSU-Verbrechen eine Schande für Deutschland sind. Eine weitere große Schande ist der fehlende Wille zur Aufklärung des NSU-Komplexes!

In Gedenken an

Enver Simsek (38 Jahre), 9. September 2000, Nürnberg

Abdurrahim Özüdoğru (49 Jahre), 13. Juni 2001, Nürnberg

Süleyman Taşköprü (31 Jahre), 27. Juni 2001, Hamburg

Habil Kılıç (38 Jahre)29. August 2001, München

Mehmet Turgut (25 Jahre), 25. Februar 2004, Rostock

İsmail Yaşar (50 Jahre), 9. Juni 2005, Nürnberg

Theodoros Boulgarides (41 Jahre), 15. Juni 2005, München

Mehmet Kubaşık (39 Jahre), 4. April 2006, Dortmund

Halit Yozgat (21 Jahre), 6. April 2006, Kassel

Michèle Kiesewetter (22 Jahre), 25. April 2007, Heilbronn