Einladung zur Fortbildung des TBB – „Die Bedeutung von Krankheit im Migrationsrecht“, 19.10.2018

Einladung zur Fortbildung des TBB – „Die Bedeutung von Krankheit im Migrationsrecht“

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Kolleg*innen und Freund*innen,

unser nächstes Fortbildungsseminar findet am Freitag, den 19. Oktober in der Zeit

von 09.30 – 15.30 Uhr zum Thema: „Die Bedeutung von Krankheit im Migrationsrecht“ statt.

In dem Seminar soll dargestellt werden, welche rechtlichen Konsequenzen das Thema “Krankheit” im migrationsrechtlichen Verfahren haben kann. Dabei werden die rechtlichen Voraussetzungen umfassend erläutert. Ein besonderes Augenmerk wird auf die geforderte Qualität der einzureichenden Atteste gelegt werden. Gleichzeitig wird ausreichend Raum geboten werden, um Fragen und konkrete Sachverhalte zu diskutieren.

Referentin: Ra Inga Schulz

Das Seminar findet in den Räumlichkeiten von Türkischer Frauenverein Berlin  e.V., in der Jahnstr. 3, 10967 Berlin statt.

Die Workshops richten sich an alle Interessierten und Betroffenen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Bitte richten Sie Ihre Anmeldung an: anmeldung@tbb-berlin.de

Wir freuen uns auf Ihre/Eure Teilnahme.

Buchvorstellung & Diskussion: “Die offene Wunde NSU“

Am 19.September 2018 wurde in den Räumlichkeiten des TBB das Buch “Ende der Aufklärung – Die offene Wunde NSU“ ((hg. von Andreas Förster, Thomas Moser, Thumilan Selvakumaran Klöpfer & Meyer Verlag) vorgestellt. Anschließend fand eine Diskussion zum Thema „Nach dem Urteil in München – politische Aufklärung des Skandals dringender denn je“ statt. An der Diskussion nahmen Thomas Moser (Autor und Herausgeber des Buches „Die offene Wunde NSU“), Canan Bayram (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) und Safter Çınar (TBB Vorstand) teil.

Thomas Moser führte u.a. aus, dass sowohl beim NSU-Prozess in München als auch im Untersuchungsausschusses im Bundestag wichtigen Zeug*innen die Aussagen verwehrt wurden und dass die Geheimhaltung von wichtigen Akten einen Schatten auf die Aufarbeitung geworfen haben. Weiterhin sagte Moser: „Die Tatsache, dass wichtige Zeug*innen auf unerklärter Weise ums Leben gekommen sind, hat weitere Fragen aufgeworfen.“

ende_der_aufklrunglesung_thomas_moser1_400


Safter Çınar (TBB-Vorstand) betonte, dass die nationalen Möglichkeiten zur Aufklärung der Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrundes ausgeschöpft sind und deshalb der TBB eine internationale Untersuchungskommission fordert. Çınar: „Was die Aussagengenehmigung der Zeug*innen und die Darlegung der Beweise anbelangt, hätte solch ein Gremium mehr Gewichtung“.

Bundestagsabgeordnete Canan Bayram stellte dar, dass sie als Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus einen Untersuchungsausschuss in Berlin gefordert hatte, diese Forderung mit der Begründung, in Berlin gäbe es keine Opfer, abgelehnt wurde. Bayram betonte, dass aufgrund der Tatsache, dass auch in Berlin Akten“versehentlich“ vernichtet wurden, eine Untersuchungskommission eingerichtet werden muss.

Ferner sagte Bayram, dass sie die Forderung des TBB nach einer Internationalen Untersuchungskommission unterstütze.

Gäste der Veranstaltung erklärten, dass ihr Vertrauen in die Behörden nach dem Bekanntwerden der NSU-Verbrechen verlorengegangen ist.

TBB Logo Icon

TBB begrüßt die Einsetzung einer Antisemitismusbeauftragten der Generalstaatsanwaltschaft Berlin – und fragt: Warum kein/e Antirassismusbeauftragte/r

Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) hat die Einsetzung einer Antisemitismusbeauftragten der Generalstaatsanwaltschaft Berlin begrüßt, jedoch die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser gewesen wäre, eine/n Antirassismusbeautragte/n einzusetzen.

„Unsere besondere geschichtliche Verantwortung ist uns bewusst, aber Rassismus wendet sich heutzutage gegen viele gesellschaftliche Gruppen, deshalb sollte entsprechend gehandelt werden,“ heißt es in der Erklärung des TBB.

Gerade die Ereignisse in Chemnitz hätten das Ausmaß des Rassismus gegen Muslime, Geflüchtete und Migrant*innen erneut deutlich gemacht.

Der TBB forderte Justizsenator Behrendt auf, die Einsetzung eines/r Antirassismusbeautragten bei der Berliner Justiz zu prüfen.

Dr. Nicola Böcker-Giannini, integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion besucht TBB

Heute fand ein Gespräch mit Dr. Nicola Böcker-Giannini, integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, statt.

Themen wie das anonymisierte Bewerbungsverfahren, Anerkennung von in Ausland erworbenen Berufsqualifikationen sowie die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung, hier insbesondere die Erweiterung des Berliner Partizipations- und Integrationsgesetzes, wurden besprochen.

Şengül-Uyguner-Demir-Böcker-Giannini-Çınar

Einladung zur Fortbildung des TBB – „Einfluss von Strafverfahren auf das Aufenthaltsrecht“, 24.08.2018

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg*innen und Freund*innen,

unser nächstes Fortbildungsseminar findet am Freitag, den 24. August in der Zeit
von 09.30 – 15.30 Uhr zum Thema: „Einfluss von Strafverfahren auf das Aufenthaltsrecht“ statt.

Strafverfahren und insbesondere strafrechtliche Verurteilungen können einen erheblichen Ein-fluss auf den Aufenthaltsstatus der Betroffenen haben. 
So können solche Verurteilungen dazu führen, dass Anträge auf Verlängerung einer Aufent-haltserlaubnis, eine Niederlassungserlaubnis oder die Staatsangehörigkeit abgelehnt werden. Darüber hinaus kann auf Grundlage einer strafrechtlichen Verurteilung eine Ausweisung erfol-gen.

In diesem Seminar sollen daher nach einer kurzen Einführung in den Ablauf eines Strafverfah-rens, die Auswirkungen von Strafverfahren auf das Aufenthaltsrechts dargestellt werden.

Referent: Ra Carsten Ilius

Das Seminar findet in den Räumlichkeiten von Sivaslı-Canlar  e.V., in der Donaustr. 102, 12045 Berlin statt.

Die Workshops richten sich an alle Interessierten und Betroffenen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Bitte richten Sie Ihre Anmeldung an: anmeldung@tbb-berlin.de

Wir freuen uns auf Ihre/Eure Teilnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Fuat Şengül
Geschäftsführer

Werner Graf, Landesvorsitzender der Grünen, besucht TBB

Werner Graf, Landesvorsitzender der Bündnis 90/Die Grünen Berlin, hat den TBB besucht.

Es fand ein Austausch über das Positionspapier Werner Grafs zu Selbstbestimmung und selbstbestimmtes Leben statt.

Ferner wurden die Weiterentwicklung des Berliner Partizipations- und Integrationsgesetzes, das geplante Landesantidiskriminierungsgesetz sowie anonymisiertes Bewerbungsverfahren im öffentlichen Dienst besprochen.

Uyguner-Şengül-Graf-Graf-Ma-Demir-Çınar

Neues Projekt “Zukunftsheldinnen” des TBB

“Zukunftsheldinnen”

Unzählige Mädchen und junge Frauen haben sich auf den weiten und gefährlichen Weg ins Ungewisse für eine aussichtsreiche Zukunft gemacht. Viele von ihnen kommen aus Ländern mit beschänkten oder sogar keinerlei Bildungszugang und Rechte für Mädchen und Frauen. Aus diesem Grund haben sie es besonders schwer, sich gesellschaftlich, schulisch und letztlich auch beruflich in ihrem neuen Land zu integrieren.

Drop In – Forum für interkulturelle und politische Bildung e.V., der Türkischer Bund in Berlin Brandenburg e.V. und der RAW // cc e.V. schließen sich für ein kulturelles Bildungsprojekt zusammen, welches sich an vierzehn neu zugewanderte Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 18 Jahren richtet. Das Projekt besteht aus insgesamt 10 Workshopeinheiten, die in den Sommer- und Herbstferien 2018 und 2019 stattfinden werden.

Die Teilnehmerinnen setzen sich im Projekt „Zukunftsheldinnen“ künstlerisch und journalistisch mit den Themen Berufsperspektive, Frauen und Migration mit Bezug zur eigenen Person auseinander. Dabei werden ihre Medienkompetenzen und deutschen Sprachkenntnisse gefördert. Darüber hinaus sollen die Biographien der interviewten Frauen sie ermutigen, neue Wege zu gehen und sich Herausforderungen zu stellen. Somit sollen die Bildungschancen und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe der zugewanderten Mädchen und jungen Frauen erhöht werden. Nicht zuletzt wollen wir mit dem Projekt zu einer chancen- und geschlechtergerechteren Gesellschaft beitragen.

Das Projekt besteht insgesamt aus fünf Workshopwochen. Die erste Workshopswoche widmet sich der Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre, dem Einstieg in die Themen „Berufsperspektive, Frauen und Migration“ und dem Erlernen journalistischer Basisfertigkeiten und den Grundlagen der Interviewführung . In der zweiten Workshopswoche recherchieren die Teilnehmenden das Profil beruflich erfolgreicher Frauen mit Migrations- bzw. Fluchterfahrung, stellen Kontakt her und führen mit ihnen ein persönliches Interview, auf deren Grundlage eine Lebensgeschichte geschrieben wird. Die Bearbeitung der Interviewergebnisse als Texte, Audiobeiträge und Fotos erfolgt in der dritten Woche. Im anschließenden digitalen Medienworkshop erstellen die Teilnehmenden Webblogs, veröffentlichen darin ihre Texte und werden auch für den Verhaltenskodex im Umgang mit dem Internet sensibilisiert. Als Projektabschluss soll eine Ausstellung einige der in Bild, Ton und Schrift medial aufbereiteten Interviewinhalte der Öffentlichkeit präsentieren, die in der fünften Workshopswoche vorbereitet wird.

Den Flyer zum Projekt kann hier eingesehen werden.

TBB Logo Icon

Vorstellung des Schattenberichtes NSU-Mordserie. Staatsversagen. Rassismus – und Konsequenzen

PK zum NSU Schattenbericht Demir-Cinar-Funke

Schattenbericht
NSU-Mordserie. Staatsversagen. Rassismus – und Konsequenzen

Das NSU-Urteil und die Grenzen des Rechtsstaates
erstellt von
Prof. Dr. Hajo Funke
für den Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg

Einen Schlussstrich ziehen wir nicht. Zur NSU-Mordserie

Der Bericht „NSU Mordserie, Staatsversagen, Rassismus und Konsequenzen. Das NSU Urteil und die Grenzen des Rechtsstaats“ erstellt von Prof. Dr. Hajo Funke für den Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg zieht ein Resümee der über sechs Jahre langen Aufarbeitungsversuche der größten und längsten Mordserie in der Bundesrepublik durch die NSU-Terrorgruppe. Er beschreibt überraschend scharfe Grenzen der Aufarbeitungsversuche in inzwischen 13 Untersuchungsausschüssen und eines der längsten Strafprozesse, der am 11. Juli 2018 in München zu Ende ging.

Die Entfesselung einer neuen gewalttätigen rechtsextremen Bewegung in den frühen neunziger Jahren war eine zentrale Voraussetzung für den späteren Rechtsterrorismus des NSU. Denn der NSU entstand nicht zufällig in einer Region Deutschlands, in der diese Entfesselung am weitesten vorangetrieben worden war: im Thüringer Heimatschutz unter der Leitung eines Spitzen-V-Manns des Thüringer Verfassungsschutzes, nämlich von Tino Brandt. Der Verfassungsschutz hatte Tino Brandt so geschützt, dass ihm auch Anzeigen und Struktur-Ermittlungen durch die Polizei über einen entscheidenden Zeitraum nichts anhaben konnten: Er war jenseits der gewaltengeteilten Demokratie von Teilen des Landeskriminalamts, Teilen der Justiz und vor allem vom dortigen Verfassungsschutz gedeckt. Dies hat ihm und den Neonazis einen ungeheuren Spielraum verschafft und den Alltagsterror in Jena für die von ihnen ausgesuchten Gegner unerträglich gemacht. Ohne diese Entfesselung rechter Gewalt, hätte sich die NSU-Terrorgruppe kaum so bilden können.

Im Bericht wird die Radikalisierung in den Terror in Thüringen durch vor allem neonazistische Kader nachgezeichnet. Anhand der Attentate des NSU in Nürnberg, Köln und Kassel wird analysiert, warum Teile der Sicherheitsbehörden versagt haben und auch nach 2011 nicht an einer umfassenden Aufklärung interessiert waren. Der erbitterte Kampf um Wahrheit scheiterte weitgehend deswegen, weil das geheime Wissen Zuständiger, insbesondere der Verfassungsschützer, vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten wurde, um sowohl die V-Leute des Verfassungsschutzes wie den Verfassungsschutz selbst vor einer Aufklärung und damit einer fundamentalen Reform zu schützen. Der Verfassungsschutz betrieb Selbstschutz statt Schutz der den Sicherheitsbehörden Anvertrauten – ein Staat im Staat.

Dieser ungeheure Tatbestand zeigt sich in den dramatischen Berichten der Nebenkläger*innen in ihren Plädoyers im Münchner NSU-Prozess. Offensichtlich kam es durch die Aufklärungsblockade und die Hindernisse im Prozess vielfach zu einer Verschärfung der Traumata der Opfer-Familien. Ihre Bilanzen sind Beispiele einer Täter-Opfer-Umkehr. Aus ihnen wird sichtbar, dass die Aufarbeitung der NSU Mordserie weitgehend gescheitert ist. Das auch deshalb, weil sowohl das Gerichts als auch der Generalbundesanwalt es abgelehnt haben, das Verfahren auf das Umfeld der Angeklagten auszuweiten,

In der Analyse des Urteils wird dies daran sichtbar, dass zwar die Hauptangeklagte verurteilt worden ist, aber die Strategen des gewaltbereiten Neonazismus mit überraschend milden, mit Kopfschütteln bedachten Urteilen davongekommen sind und sich in ihren neonazistischen Aktivitäten ermuntert sehen.
So zeigt auch das Urteil, dass es sich um eine weithin verpasste Chance der Aufklärung gehandelt hat. Inzwischen hat der Generalbundesanwalt Revision beantragt.

Umso entschiedener ist die Gesellschaft – nicht zuletzt die Zivilgesellschaft, aber auch Medien – herausgefordert, den Schaden für die Sicherheit und für das Bewusstsein von den Gefahren von ganz rechts wachzurufen und wach zu halten. Am Beispiel der dramatischen Wiederkehr von Rassismus und Ressentiments gegen Migranten, Muslime und Geflüchtete durch Rechtspopulisten und Rechtsradikalen wird Art und Ausmaß dieser Herausforderung klar, will man nicht die Sicherheit der Menschen durch rechte Gewalt und die Demokratie und ihre Grundlagen selbst noch weiter gefährden.

Im Lichte der Ergebnisse empfiehlt der Bericht unmittelbare Konsequenzen
Die Lehren, die aus dem „Skandal“ (so Bundesjustizministerin Ministerin Barley) politisch, öffentlich und sicherheitspolitisch gezogen werden sollten:

  • Eine größere durch öffentlichen Druck erzeugte Sensibilisierung in Sachen rassistischer Verbrechen;
  • eine erhöhte Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden; Unabhängigkeit der Staatsanwaltschaften;
  • die Offenlegung aller Dokumente und Erteilung von Aussagegenehmigungen für alle involvierte Personen;
  • erweiterte Kompetenzen der Untersuchungsausschüsse, etwa nach dem Vorbild US-amerikanischer Untersuchungsausschüsse bzw. des Instituts des Sonderermittlers, der unmittelbar Akten anfordern und eigene Ermittlungen anstellen kann;
  • und eine Öffentlichkeit, die sich nicht mehr wegduckt, sondern eine rückhaltlose Aufklärung durchsetzen will;
  • und schließlich ein Parlament, das auf Konsequenzen, insbesondere in der Reform der Sicherheitsarchitektur pocht.

Den vollständigen Bericht „NSU Mordserie, Staatsversagen, Rassismus und Konsequenzen. Das NSU Urteil und die Grenzen des Rechtsstaats“ können sie hier einsehen.