Am 26. Mai 2023 fand in Berlin der Fachtag „Schon gewusst? – Multiplikator*innenansätze im Verbraucher*innenschutz“ statt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projektes „„INV – Interkulturelles Netzwerk für und von Verbraucher*innen“ organisiert und im Intercity Hotel Berlin Hauptbahnhof durchgeführt. Auf dem Fachtag wurden die bisherigen Ergebnisse des vom Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) in Kooperation mit der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein (TGSH) durchgeführten Projektes präsentiert. Die Tagesmoderation übernahm Jörg Lanca (administrative Leitung TBB).
In ihrer Begrüßung und Projektvorstellung betonte Projektleiterin Ayşe Demir, dass es von großer Bedeutung und sehr erfreulich sei, die Multiplikator*innen mit dem in den Schulungen erworbenen Wissen dazu zu befähigen, dieses Wissen selbstständig an ihre Communities weiterzugeben. Der Multiplikator*innenansatz – also mit dem Einsatz von Multiplikator*innen Informationen weiterzugeben und sie bei der Inanspruchnahme der Dienstleistungen der Verbraucherzentralen zu unterstützen, habe sich erneut als eine produktive Methode zur Informationsweitergabe bewährt.
Anschließend richtete Herr Ministerialdirigent Rainer Ettel vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ein Grußwort an die Anwesenden. Er betonte die Relevanz solcher Projekte, die dazu beitragen, Themen des Verbraucher*innenschutzes an migrantische Zielgruppen heranzutragen. Hierauf überreichte Herr Ettel den Multiplikator*innen ihre Teilnahmebescheinigungen. Von Ayşe Demir und PD Dr. Stefan Hölscher (Projektkoordination Berlin) bekamen sie Geschenke und Blumensträuße. Im Anschluss daran stellte Herr Hölscher den Wegweiser vor, der aus Gründen der Nachhaltigkeit diesmal nur digital als Flipbook zur Verfügung gestellt wird, um den Multiplikator*innen praktische Hinweise zu den drei Schwerpunktthemen „Energie sparen“, „Online-Shopping“ und „Verträge von Energieversorgern“ zu geben. Teil des Wegweisers sind auch Links zu relevanten Beratungsstellen.
Vor der Mittagspause berichteten Multiplikator*innen aus beiden Standorten des Projekts unter dem Titel „Mit- und voneinander lernen“ von ihren Erfahrungen im Projekt. Dabei stimmten sie darin überein, dass das Erlernte ihr eigenes Verhalten als Verbraucher*innen nachhaltig geprägt hat. Im Rahmen von INV wurden in den letzten drei Jahren in Berlin und Schleswig-Holstein Multiplikator*innen aus unterschiedlichen Communities und Sprachräumen durch Expert*innen der Verbraucherzentralen Berlin und Schleswig-Holstein zu unterschiedlichen Themen des Verbraucherschutzes geschult. An beiden Standorten haben jeweils zwölf Schulungen stattgefunden. Zusätzlich gab es noch eine überregionale Schulung. Des Weiteren haben alle Multiplikator*innen in ihren Vereinskontexten Informationsveranstaltungen in ihren Herkunftssprachen realisiert. Bis zum Abschluss des Projektes Ende Juni 2023 werden alle Multiplikator*innen jeweils mindestens fünf solcher Informationsveranstaltungen durchgeführt haben.
Im weiteren Verlauf des Tages wurde zunächst in zwei Arbeitsgruppen über die Themen „Energie sparen“ (Input: Prof. Dr. Daniela Wrzesniak, Verbraucherzentrale Berlin, Moderation: PD Dr. Stefan Hölscher) und „Überschuldung“ (Input: Marco Rauter, AWO Berlin, Moderation: Songül Barış) gesprochen. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen wurden anschließend von jeweils drei Multiplikator*innen in großer Runde präsentiert. Nach einer kurzen Kaffepause mündete der Fachtag in eine von Herrn Lanca geleitete Fishbowl mit dem Titel „Spezielle Herausforderungen für Verbraucher*innen seit der Pandemie“, an der die Anwesenden rege teilnahmen. Alle waren sich darüber einig, dass sich der Multiplikator*innenansatz sehr gut eignet, um spezifische Zielgruppen besser zu erreichen: Der Zugang zu Migrant*innenorganisationen ist unerlässlich, um heterogene Communities zu sensibilisieren und in ihnen ein selbstbewusstes Verbraucher*innenverhalten zu entwickeln.