KliK-Workshop 6: „Klimaschutz auf dem Teller – Potentiale nachhaltiger Ernährung“

von Janina Hielscher

(Domäne Dahlem)

18.4.2023

Modul 3 ­– Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung

Am Brunnen vor dem Herrenhaus treffen wir Antonia Isabelle Weisz von der Domäne Dahlem und Janina Hielscher, die den heutigen Workshop leiten wird. Das im 16. Jahrhundert erbaute Herrenhaus ist das älteste Wohnhaus Berlins, in dem sich heute ein Museum befindet. Antonia kündigt an, uns kurz über das Gelände zu den Feldern führen und etwas zur Entstehung der Domäne erzählen zu wollen, bevor Janina dann in den Ausstellungsräumen des Culinariums, einem sanierten Pferdestall aus dem 19. Jahrhundert, ihr Wissen mit uns teilen wird. Die Domäne Dahlem bietet Berliner*innen nicht nur die Möglichkeit, etwas über die Geschichte der Landwirtschaft zu lernen, sondern auch praktisch tätig zu werden, etwa im Rahmen einer jährlichen Kartoffelernte oder auf einer der Streuobstwiesen. Antonia betont, wie wichtig es gerade für Kinder und Jugendliche ist, Erfahrungen auf dem Land zu machen.

In den oberen Ausstellungsräumen des Culinariums erwartet uns später ein Halbkreis aus Stühlen. Als alle Platz genommen haben beginnt Janina, die in der Slow Food-Bewegung engagiert ist, mit ihrer Präsentation über die Potentiale nachhaltiger Ernährung. Nach einer kurzen Einführung ins Thema will sie wissen, wie wir uns ernähren. Ali meint, er koche gerne Gemüse. Stefan gesteht, zu viel Fleisch zu konsumieren. Rodrigue und Vinh essen alles, am liebsten aber Fisch. Sophie bevorzugt vegane und vegetarische Speisen. Thanh will mehr über gesunde Ernährung erfahren. Valentina erzählt uns, sie sei in einem sibirischen Dorf aufgewachsen, wo sie als junges Mädchen sogar Kühe gemolken und Brot gebacken habe. Elizabeth isst gerne international und liebt Obst. Marinette versucht, Fleisch zu vermeiden. Alle sind sich einig, dass Bio-Produkte anderen zu bevorzugen, aber leider oft zu teuer sind.

Im Anschluss meint Antonia, Debatten um nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung wären ergiebiger, wenn sie sich statt um Sündenböcke um die Frage drehen würden, was wir jeweils konkret im Alltag tun können. Ernährung ist etwas sehr Persönliches. Trotzdem sind Esskulturen in Treibhausgase verstrickt: Einer neuen Studie zufolge hängen 35% aller weltweiten Emissionen mit unserer Ernährung zusammen. Von diesen 35% wiederum gehen 60% auf tierische Lebensmittel zurück, v.a. auf Fleisch und Milchprodukte. Neben der Herstellung von Nahrungsmitteln verursachen deren Transportwege viel CO2, und zwar bis hin zu den Endverbraucher*innen. Regelmäßig mit dem Auto zum Biomarkt zu fahren sei also nicht unbedingt ökologisch besser als gar nicht dort einkaufen zu gehen. 

Um die Komplexität des heutigen Themas anschaulich zu machen, zeigt uns Janina einen kurzen Videoclip: Wenn Essen auf unsere Teller kommt, hat es oft schon einen weiten Weg hinter sich. Wie viel Treibhausgase freigesetzt werden, hängt auch von den Produktionsbedingungen unserer Nahrung ab. So werden etwa in Südamerika Wälder gerodet, um Soja anzupflanzen, das wiederum u.a. in Europa zur Mästung von Nutztieren dient. Am besten wäre es deshalb, den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren. Da im Video auch von trocken gelegten Mooren die Rede war, erinnert sich Mustafa an unseren letzten Workshop. Janina sagt, ein Problem europäischer Agrarpolitik sei die Kopplung von Subventionen an die Größe von Feldern, wodurch die Monokulturen konventioneller Landwirtschaft begünstigt würden. Biologische Landwirtschaft komme mit kleineren Flächen aus, die sie jedoch immer wieder anders nutze. Pestizide tragen ebenfalls zur Emission von Treibhausgasen bei. Ein weiteres Problem sei der Wasserverbrauch von Wiederkäuern: Janina bittet uns darum zu schätzen, wie viel Liter Wasser für die Herstellung eines Kilos Rindfleisch benötigt werden. Alle liegen mit ihren Einschätzungen falsch und können nicht glauben, dass hierfür 15.000 Liter verbraucht werden. Nicht nur deshalb sei es gut, zumindest teilweise Fleisch durch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen zu ersetzen. Hilfreich sei insgesamt, mehr regional und saisonal zu essen und weniger wegzuwerfen. In Deutschland landen jedes Jahr pro Kopf 75 Kilo an Nahrungsmitteln in der Tonne, was zu vermeiden wäre.

Der nächste Teil des Workshops führt uns ins Erdgeschoss des Culinariums zu einer dort ausgestellten Kuh. Valentina schildert Marinette, die auf einem kleinen Holzschemel Platz genommen hat, wie diese gemolken werden sollte. Ein neben der Attrappe angebrachtes Hinweisschild informiert uns darüber, dass hochgezüchtete Kühe aktuell ein Vielfaches der Milch derjenigen zu Beginn des 20. Jahrhunderts liefern. Janina bedauert den schnellen Lebensstil vieler heutiger Menschen als eine der Ursachen für solche Phänomene. Nachdem wir uns auf mehreren Etagen individuell weitere Exponate angesehen haben, besuchen wir die Ausstellung im oberen Stockwerk, bevor wir abschließend über die Politik des Essens sprechen. Marinette findet die hohen Preise von Bioprodukten schade. Elizabeth und Valentina thematisieren zu große Einkäufe. Mustafa macht sich Sorgen über zukünftigen Wassermangel auch in Deutschland, hätte gerne mehr über die richtige Lagerung von Lebensmitteln erfahren und hält Ananas als reine Deko für eine ökologische Schande. Am Ende hofft Janina, dass mehr Menschen den Wert von Lebensmitteln verstehen und unnötigen Müll vermeiden.

Domäne Dahlem – Landgut und Museum (domaene-dahlem.de)