4 Jahre nach dem Mordanschlag in Hanau: Gedenken und Mahnung

Pressemitteilung, 19.02.2024

Wie unzählige andere gedenken auch wir heute der Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau vor vier Jahren. Neun Menschen fielen einem durch rassistischen Hass getriebenen Täter zum Opfer. Auch wenn die Tat in ihrer Tragik  und Reichweite einmalig war und der Täter alleine handelte, verkennt es die Realität, von Hanau als Einzelfall zu denken.

Die Gewalt gegen Menschen, die als Migrationsandere* markiert werden, steht in einer traurigen Kontinuität in Deutschland. Sie geht hervor aus einem Diskurs, der leider nach Hanau nicht abnahm, sondern weiter eskaliert wurde: Von Rechts gezielt und gewollt; von vielen in der vermeintlichen „Mitte“ unbeabsichtigt und passiv.

Aber rassistische Narrative können nicht durch Zugeständnisse eingehegt, sondern nur durch entschlossene Gegenrede durchbrochen werden. Das wurde zu oft versäumt und brachte Extremist*innen in die Position, aus der ihnen nun eine Unterhöhlung demokratischer Institutionen möglich werden könnte. Die jüngsten Enthüllungen zeigen, was dabei auf dem Spiel steht: Die physische Existenz von migrantisch markierten Menschen und Andersdenkenden in Deutschland soll delegitimiert, in Abrede gestellt und in letzter Konsequenz beendet werden.

Als Gesellschaft sind wir es den am 17.02.2020 in Hanau getöteten, ihren Angehörigen und allen von Rassismus Betroffenen schuldig, Rassismus, Diskriminierung und Hass entgegenzutreten. Wir müssen benennen, dass das drängendste Problem und die größte Gefahr in Deutschland nicht Migration, „kulturelle Durchmischung“ oder „Pull-Faktoren“ sind, sondern Rassismus.

Der TBB ist heute in Gedanken bei den Angehörigen und Freund*innen der Getöteten von 2020:

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov.

#saytheirnames

Der TBB gedenkt der Ermordeten von Hanau

Portraits von Ferhat Unvar, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz und Kaloyan Velkov
Im Gedenken an die Ermordeten

Am 19. Februar2020 Jahren ermordete ein rechtsextremer Attentäter in Hanau neun junge Menschen aus rassistischen Motiven. Ferhat Unvar, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz und Kaloyan Velkov fielen seinem Hass zum Opfer. Ihre Namen bleiben unvergessen.

Drei Jahre nach dem Anschlag trauert der TBB mit den Hinterbliebenen der Getöteten und mit all denen, die sich mit ihnen solidarisieren; mit allen, die aufstehen und Hass und Gewalt entgegentreten; mit von Rassismus betroffenen; mit denen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen; mit denen, die Menschenfeindlichkeit und rechtes Gedankengut ablehnen.

Das Entsetzen über den Anschlag von Hanau wirkt auch heute nach. Es führte zu einer höheren Sensibilität für die Gefahren von Rechtsextremismus für unsere Gesellschaft und Demokratie und führte neue Bündnisse gegen Menschenfeindlichkeit herbei. Aber noch immer bleiben staatliche und politische Reaktionen oft hinter den Notwendigkeiten zurück, um rechter Ideologie und Gewalt zu begegnen. Die entschlossene Anstrengung gegen strukturellen und expliziten Rassismus, gegen rechte Strukturen, Ideologien und Gewalttäter bleibt eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung!

Am heutigen 19. Februar erinnern wir an die ermordeten von Hanau, deren Namen und Gesichter zum Zeichen für Solidarität und Empathie wurden. Mit ihnen und allen von Rassismus und anderen Formen menschenfeindlicher Gewalt betroffenen.

#SayTheirNames

TBB Logo Icon

Pressemitteilung: Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) gedenkt der Ermordeten des Anschlags von Hanau

Vor drei Jahren, am 19.02.2020 ermordete ein Rechtsterrorist in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven. Im Gedenken an die Opfer ruft der TBB Politik, Sicherheitsbehörden und die Gesellschaft in Deutschland zu entschlossenem Handeln gegen rechte Gewalt auf.

„Hanau ist nicht nur ein furchtbares Ereignis unserer jüngsten Vergangenheit und ein schrecklicher Einschnitt für die Hinterbliebenen der Ermordeten. Die Tat ist zum Symbol für die anhaltende rassistische Gewalt in Deutschland geworden“, so Ayşe Demir, Vorstandssprecherin des TBB. „In der Gesellschaft hat der Anschlag unzählige Leute solidarisiert und gegen Rassismus und Rechtsextremismus mobilisiert. Das ist wichtig, aber kann nicht alles sein.“

 Es sei an der Politik und den Sicherheitsbehörden, entschlossen Maßnahmen gegen rechte Gewalt und den strukturellen Rassismus, der die Gesellschaft auf allen Ebenen durchzieht, zu ergreifen.

Trotz des erschütternden Charakters der Tat sei Hanau leider kein Einzelfall: Die Opfer stünden in einer langen Reihe von in Deutschland aus rassistischen Motiven ermordeter Menschen. Diese Gewalt verstehe der TBB jedoch als die Spitze des Eisbergs, denn rassistische Ressentiments und die Verschiebung der Grenzen des salonfähig Sagbaren in Politik und Gesellschaft bildeten die Grundlagen für solche Exzesse. Dabei gehe es nicht um Redeverbote und ‚Cancel Culture‘, sondern um die Sichtbarkeit des Widerstands der Vielen gegen ethisch unhaltbare Randpositionen, die die ideologische Basis für Gewalttaten schaffen, so Demir weiter.

 „Erst wenn verstanden wird, dass Rassismus nicht erst dann ein Problem ist, wenn Rechtsextremist*innen zu Gewalt greifen, können wir den dringend nötigen Wandel herbeiführen“, erklärte der TBB abschließend.

Der TBB bekundet den Hinterbliebenen der in Hanau vor drei Jahren Ermordeten sein tiefes Beileid und seine volle Solidarität.

In Gedenken an Ferhat Unvar, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz und Kaloyan Velkov…

TBB Logo Icon

Erschreckende Halbjahresbilanz rassistischer Angriffe

Das Bundesinnenministerium hat erschreckende Zahlen bezüglich rassistischer Angriffe auf Geflüchtete im ersten Halbjahr 2019 vorgelegt:
Im ersten Halbjahr hat es 609 Angriffe gegeben, 3,3 Angriffe pro Tag. Diese Angriffe reichen von Beleidigung und Volksverhetzung bis hin zu Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung, hinzukommen 60 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sowie 42 Attacken gegen Hilfsorganisationen oder ehrenamtliche Helfer. Dabei wurden 102 Menschen verletzt, darunter sieben Kinder.

Dies sei nur die Spitze des Eisbergs, denn es würden nicht alle Angriffe und Beleidigungen angezeigt, insbesondere Hassmails und Einträge in Sozialmedien, so der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) in einer Pressemitteilung. Zudem seien diese rassistischen Angriffe fast zum akzeptierten Alltag geworden.
Die Erstarkung von Parteien, die gegen Muslime, Geflüchtete und Eingewanderte Stimmung machen, würden die rechtsextremen und faschistischen Kreise ermuntern.

Die gesellschaftliche Verantwortung trügen allerdings die Politiker*innen, die jahrelang die rechtsextreme Gefahr verharmlost oder den tatsächlichen Hintergrund solcher Taten nicht wahrhaben wollten. Politiker*innen der „demokratischen“ Parteien sollten in ihren Äußerungen endlich damit aufhören, den Wähler*innen einer gewissen Partei Avancen zu machen und stattdessen sich Gedanken über wirksame Strategien – ggf. auch Gesetzesänderungen – machen.