KliK-Workshop 1: “Ökologie und Naturschutz in der Stadt”

von Ansgar Poloczek und Elisa Sievers

(NABU-Landesverband Berlin)

4.11.2022

Modul 4 ­- Natur im Kiez

Einer der Eingänge in den Bürgerpark Pankow führt durch den historischen Torbogen in der Wilhelm-Kuhr-Straße. Dort trafen wir rund eine Stunde vor Sonnenuntergang Ansgar Poloczek und Elisa Sievers vom NABU-Landesverband Berlin e.V., mit denen wir gemeinsam einen für alle lehrreichen Spaziergang machten, bevor uns die beiden in den Räumlichkeiten des NABU vor Ort in einem Doppelvortrag schilderten, wie wichtig Grünflächen im urbanen Raum sind – für Menschen ebenso wie für Tiere und Pflanzen sowie für ­­klimatische Verhältnisse insgesamt. Nachdem Ansgar erklärt hatte, dass versiegelte Flächen in Städten zukünftig mehr noch als bereits in der Gegenwart ein Problem darstellen, da bei extremen Wetterphänomenen durch sie kein Wasser ins Erdreich absickern kann, was die Gefahr heftiger Überschwemmungen noch erhöht, staunten alle, als er meinte, ein typischer Laubbaum verdunste zwischen 300-500 Liter Wasser am Tag. Der von Ansgar und Elisa eingeschlagene Pfad führte die Gruppe zunächst an zahlreichen Sträuchern wie der Berberitze vorbei und über mehrere den Bürgerpark durchziehende Gehwege zu einer Eibe. Während wir uns um sie versammelten, erläuterte Elisa, dass diese Pflanze zwar für Menschen giftig ist, ihre Beeren jedoch für Vögel ein wichtiges Nahrungsmittel darstellen.

Schließlich erreichten wir die Panke, an deren Ufern wir länger verweilten, um unter einem von der untergehenden Sonne in magisches Rot verwandelten Himmel zu erfahren, dass es sich bei ihr um einen künstlichen Fluss handelt, der innerhalb der Stadtgrenzen Berlins historisch kanalisiert wurde, seit vielen Jahren jedoch wieder renaturiert wird. Ansgar zeigte uns am Flussrand wild wucherndes Efeu und betonte dessen ökologische Bedeutung für Insekten und andere Tiere. Sogar Eichhörnchen würden ihre Nahrung zwischen Efeublättern verstecken. Während es langsam dunkler wurde und wir dem Flusslauf folgten, landete ein größerer Entenschwarm auf dem Wasser, was unsere Workshopleiter*innen zum Anlass nahmen, über deren geschlechtsspezifische anatomische Besonderheiten ins Gespräch zu kommen. So sind heimische weibliche Enten eher farblos, um sich in der Brutzeit zu verstecken, während heimische Erpel eher bunt sind, um besser balzen zu können, wie Lidia ihr Wissen mit uns teilte.

Schließlich erreichten wir einen am Boden liegenden Baum, der von der Zeit und vom Wetter angefressen war. Elisa löste mehrere Stücke morschen Holzes aus dessen Stamm, reichte sie in der Gruppe herum und meinte, sogenanntes Totholz sei gut für Ökosysteme, da sich alle möglichen Tier- und Pilzarten von ihm ernährten: So würde der Verfallsprozess einer Lebensform zur Bedingung der Entstehung neuen Lebens. In der Nähe dieses Schauplatzes befand sich eine Eiche. Ihr näherten wir uns im Anschluss, um von Ansgar zu erfahren, dass deren Wurzeln bis zu zehn Meter unter die Erdoberfläche reichen. In diesem Zusammenhang verwies Sallaheddin auf das Zusammenspiel von Baumwurzeln und Pilzen, das den Boden in ständiger Bewegung hält und die Grundlage auf ihm entstehender Organismen bildet. Die nächste Station, an der wir Halt machten, waren die Blumenbeete vor dem Pavillon des Bürgerparks. Hier informierte uns Elisa darüber, dass die gefüllten Blüten industriell produzierter Blumen ein ökologisches Problem darstellen, da sie wegen ihrer Überzüchtung keine Pollen enthalten, die von Bienen und anderen Insekten weiterverarbeitet werden könnten.

Als es schon dunkel war, erreichten wir einen alten Efeubusch, anhand dessen Ansgar den Unterschied zwischen den Blättern junger und alter Exemplare dieser Pflanze aufzeigte. Bevor wir in die Räumlichkeiten des NABU-Landesverbands Berlin einkehrten, passierten wir eine Linde, was Elisa zum Anlass nahm, der Gruppe mitzuteilen, inwiefern diese Baumart durch herzförmige Blätter und eine raue Rinde charakterisiert ist. Ansgar wiederum erspähte oben im Laubwerk eine Fledermaus, die im selben Moment vor aller Augen ihren Flug durch die nächtliche Stadt aufnahm. Für den zweiten Teil des Workshops nahmen wir an Tischen im Konferenzraum des NABU-Landesverbands Berlin Platz, wo Ansgar und Elisa im Rahmen ihres Doppelvortrags mit anschließendem Praxisteil über die Aufteilung des täglichen Wasserverbrauchs in Privathaushalten gemeinsam mit den Organisator*innen und den Multiplikator*innen von KliK das Thema „Ökologie und Naturschutz in der Stadt“ weiter vertieften. Unsere sehr angenehme Begegnung mit den beiden hat nicht nur in vielerlei Hinsicht für alle neues Erfahrungs- und Handlungswissen generiert, sondern auch wirklich Spaß gemacht. Jetzt freuen wir uns auf den kommenden Workshop im Futurium zum Thema „Ökologische Stadtplanung“ am 8.12.2022.

NABU-Landesverband Berlin e.V.