Workshop 11: „Engagement mit Hand und Fuß – der Germanwatch Handabdruck”

von Stefan Rostock

(Germanwatch e.V.)

29.2.2024

Modul 1 ­– Grundlagen

Heute, am ersten Tag eines zweitägigen Streiks der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), treffen wir uns wieder online via Zoom, diesmal mit Stefan Rostock, dem Bereichsleiter Bildung für nachhaltige Entwicklung von Germanwatch e.V. in Bonn. Nachdem Sophie ihn vorgestellt und uns in das heutige Thema eingeführt hat, kündigt Stefan an, nach seinem Vortrag mit uns ins Gespräch kommen zu wollen. Er teilt seinen Bildschirm und zeigt uns unter der Überschrift Transformation gestalten lernen eine Gliederung, der er bei seinen Ausführungen zum von Germanwatch entwickelten Konzept des Handabdrucks folgen will. Zunächst möchte er über aktuelle Krisen und deren Herausforderungen für Transformation reden. Nach einem umweltpsychologischen Exkurs wird er dann auf das Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE2030) der UNESCO zu sprechen kommen, um schließlich zu erläutern, wie ein ganzheitlicher Lehr- und Lernansatz mit der Idee des Germanwatch Handabdrucks korrespondiert.

Einleitend teilt er uns mit, dass Germanwatch eine 1991 gegründete NGO ist, die sich mit Umwelt-, Menschenrechts-, Bildungs- und Entwicklungsfragen befasst und an ihren beiden Standorten in Bonn und Berlin ca. 120 Mitarbeiter*innen hat. Ihr Motto lautet „Hinsehen – Analysieren – Einmischen“ und sie setzt sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt von Lebensgrundlagen ein. Finanziert wird sie durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, die Stiftung Zukunftsfähigkeit sowie Projektmittel. Ein wichtiges Ziel von Germanwatch ist es, durch andere Rahmensetzungen Deutschland zu mehr Nachhaltigkeit hin zu entwickeln.

Als aktuelle Krisen zählt Stefan die Ernährungskrise, die Gerechtigkeitskrise, die Demokratiekrise und die Biodiversitätskrise auf, die alle zu mehr Unsicherheit führen. Neben diesen Krisen finden jedoch ebenso bereits Transformationen statt. So steigt bspw. in Deutschland der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion. In umweltpsychologischer Hinsicht ist interessant, dass Menschen trotzdem nicht schnell genug auf die Klimakrise reagieren. Informationskampagnen allein reichen nicht, um das zu ändern. Wichtiger als reines Wissen ist dabei die Rolle von Gefühlen und Traditionen, die uns auf einer tieferen Ebene prägen. Daran anschließend thematisiert Stefan das UNESCO-Programm BNE2030, das gesellschaftlich implementiert werden und Strukturen und Institutionen nachhaltig verändern soll.    

Der Hauptteil von Stefans Vortrag ist dem Motto „Engagement mit Hand und Fuß“ und dem Germanwatch Handabdruck gewidmet. Anders als der ökologische Fußabdruck, bei dem es um individuelles Verhalten geht, zielt das Konzept des Handabdrucks auf die Transformation von Strukturen, setzt also auf gesellschaftlicher Ebene an. Das Problem ist dann nicht, wie wir uns in unseren jeweiligen Alltagen als einzelne Personen verhalten, sondern wie wir durch andere Rahmensetzungen unsere Institutionen nachhaltiger gestalten können. Der ökologische Fußabdruck wird durch die individuelle Wahl von Stromanbietern, Konsum und Ernährung, Wohnen und zukunftsfähige Geldanlagen beeinflusst. Leider wächst er mit steigendem Einkommen. Der Germanwatch Handabdruck hingegen soll dazu beitragen, solche schiefen Ebenen auszugleichen und sozial verantwortliches Verhalten zu erleichtern, also vom Alltagshandeln ins politische Engagement zu kommen. Dazu ist es erforderlich, von Einzelentscheidungen zu Grundsatzentscheidungen und von einmaligen Aktivitäten zu anderen Rahmenbedingungen zu kommen. Diesbzgl. stellt Stefan den Handel-O-Mat vor, der auf der Seite von Germanwatch auch online zur Verfügung steht.

Jetzt behandelt Stefan die Frage, was wir jeweils tun können, um Strukturen und Institutionen nachhaltig zu verändern. In Kooperation mit Brot für die Welt hat Germanwatch die Internetseite www.handabdruck.eu erstellt, die als Ideenpool für Handabdrucks-Engagement dient und viele unterschiedliche Materialien enthält. Am Ende schließt unser Referent seinen Vortrag mit zwei Beispielen ab: Zum einen berichtet er von Schüler*innen einer Berliner Schule, die sich 2019 gegen die Nutzung von Flugzeugen im Rahmen von Sprachaustausch-Programmen ausgesprochen haben, zum anderen die Stadtwerke von St. Gallen. Diese hatten erfolglos versucht, grünen Strom zu verkaufen, bevor sie mit einer Universität kooperierten, die ihnen dazu riet, ihren Strom automatisch umzustellen und dabei den Kund*innen ein Widerspruchsrecht zu lassen, das jedoch nur wenige in Anspruch nahmen. Im zweiten Block des heutigen Workshops steht der Austausch zum Germanwatch Handabdruck zwischen allen Teilnehmenden im Vordergrund. Nachdem wir uns in kleineren Gruppen in Breakout-Räumen besprochen haben, präsentieren wir in großer Runde unsere jeweiligen Gedanken, bevor wir Stefan mit einem längeren Applaus für die sehr schöne Veranstaltung danken.

Germanwatch e.V.

Handprint Hub



Auszüge aus dem Zoom-Mitschnitt.