Workshop 12: „Verkehrswende und Bürgerbeteiligung”

von Regine Wosnitza

(VCD Nordost e.V.)

7.3.2024

Modul 6 ­– Verkehrswende und nachhaltige Mobilität

Nahe der S-Bahn-Station Yorckstraße, an einem stark von Autos frequentierten Ort in Schöneberg, befinden sich Räumlichkeiten, die vom Landesverband Nordost des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD) für seine Aktivitäten im Bereich des nachhaltigen Verkehrs genutzt werden. Dort kehren wir heute für unseren zwölften und letzten Workshop ein, um von Regine Wosnitza zu erfahren, wie unterschiedliche Facetten der Verkehrswende mit Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zusammenhängen. Wir versammeln uns an einem Tisch, auf dem Regine Getränke, Kekse und Erdnüsse bereitgestellt hat. Der VCD setzt sich u.a. dafür ein, die Anzahl von Autos in unseren Städten zu reduzieren und öffentlichen Raum anders zu nutzen. Regine erklärt uns, dass öffentlicher Raum allen gehört und auf vielerlei Weise gestaltet werden könnte, aber leider von Autos dominiert wird, die ein Platzproblem mit sich bringen, ob sie nun fahren oder geparkt werden.

Als Beispiel für eine nachhaltige Umgestaltung von öffentlichem Raum nennt Regine die Bergmannstraße in Kreuzberg, die mit Beteiligung der Anwohner*innen in einem längeren Prozess für den Fußverkehr konzipiert wurde. Im Anschluss an ihre Ausführungen hierzu will Regine wissen, ob die Verkehrswende in unseren jeweiligen Communities ein Thema ist, woraufhin mehrere Teilnehmende des heutigen Workshops ihre Perspektiven in die Diskussion einbringen. Sallaheddin antwortet, er gehe eigentlich immer in der Stadt, auch längere Strecken, jeden Tag mehr als zehn Kilometer. Mustafa erzählt von seiner Fahrradgruppe am Wannsee. Marinette findet es schade, dass viele Menschen nur deshalb kein Auto fahren, weil sie sich keins leisten können.  

Das nächste Thema des heutigen Nachmittags sind temporäre Spielstraßen. Sophie weiß, dass es sich hierbei um die zeitweise Sperrung von Straßen für Autos im Sommer handelt, die dann von Kindern zum Spielen genutzt werden können. Sie werden meistens von der jeweiligen Nachbarschaft initiiert. Marinette erinnert sich, während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres an der Umsetzung solcher temporären Spielstraßen in Neukölln mitgewirkt zu haben. Wie lassen sich temporäre Spielstraßen konkret organisieren? Hierzu brauche es zunächst eine Kooperationsvereinbarung mit dem jeweiligen Bezirk. Dann würden entsprechende Verkehrszeichen aufgestellt und im Vorfeld Infozettel mit Angaben zu Zeit und Ort an Autos angebracht. Jetzt zeigt uns Regine eine Karte, die alle regelmäßig realisierten temporären Spielstraßen in Berlin zeigt.

Im Anschluss erläutert uns die Workshopleiterin, worum es bei der Kidical Mass geht. Zunächst will Regine wissen, wer von uns Kinder oder Enkel hat. Daraufhin sagt sie, die Kidical Mass sei ein Demoformat speziell für Familien, in dessen Rahmen Eltern mit ihren Kindern auf Fahrrädern von der Polizei begleitet auf festgelegten Routen durch die Stadt radeln. Dadurch wird das Radfahren im öffentlichen Raum sichtbarer als im gewöhnlichen Alltag.

Als zwei weitere Beispiele zur nachhaltigen Mobilität nennt Regine nun die fLotte Berlin und den Parking Day. Die fLotte Berlin bietet an vielen Orten Berlins Lastenräder zum kostenlosen Verleih an, und das für bis zu drei Tage. Bei ihr handelt es sich um ein Projekt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V. (adfc), der hierfür mit Läden, Nachbarschaftszentren, Bibliotheken und anderen kooperiert. Neben Lastenrädern bietet die fLotte Berlin inzwischen im Programm fLotte-sozial auch Rikschas und Lastenräder an, auf denen Rollstühle transportiert werden können. So kommen mobilitätseingeschränkte Menschen in den Genuss von Ausfahrten. Beim weltweit jeweils am dritten Freitag im September stattfindenden Parking Day wiederum geht es darum, Parkplätze in etwas anderes zu verwandeln und dadurch öffentlichen Raum anders als gewöhnlich zu bewohnen. Regine will wissen, was wir tun würden, wenn wir einen Parkplatz mit 12 Quadratmeter Fläche nach unseren Vorstellungen bespielen könnten: Sallaheddin würde Flöte spielen und Tee kochen. Hoangh würde ebenfalls Tee kochen und dazu Kuchen backen. Vinh würde ein Zelt aufstellen, um darin mit Kindern zu spielen. Mustafa würde Picknick machen. Vinh würde musizieren. Sophie würde Liegestühle und Hängematten installieren und einen Film zeigen, wenn es dunkel wird. Rodrigue würde Sport machen. Marinette würde gemeinsam entspannen und Luft tanken. Elizabeth würde einen kleinen Flohmarkt veranstalten. Stefan würde grillen. Regine würde Federball spielen oder den Kicker-Tisch, der sich im Konferenzraum des VCD Nordost befindet, auf den Parkplatz stellen. Der letzte Block des heutigen Workshops ist der Frage gewidmet, wie sich öffentliche Plätze anders gestalten lassen. Diesbzgl. verweist Regine auf den kleinen Platz vor den Räumlichkeiten ihres Vereins. Dort hat der VCD Nordost eine Nachbarschaftsinitiative gestartet. In diesem Jahr wollen sie alle gemeinsam die großen Baumscheiben bepflanzen. Und sie wollen die BSR überzeugen, mehr Mülleimer aufzustellen. Elizabeth erinnert das an Bürger*inneninitiativen, die in manchen Nachbarschaften Blumen anpflanzen, um sie zu verschönern. Am Ende gehen wir dankbar und angeregt nach Hause.

VCD-Nordost e.V.