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ETHNISIERUNG DER DEBATTE IST FATAL

Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) schaltete sich in die neuerliche Debatte über Integrationspolitik mit einer Warnung ein, dass eine Ethnisierung der Integrationspolitik der falsche Weg sei. Die Diskussion laufe zurzeit auf dem Rücken der Einwanderer. Die Fehler der bisherigen Politik werden nicht zur Kenntnis genommen, so die Sprecherin des TBB, Eren Ünsal. Anstatt gegenseitiger Schuldzuweisungen brauchen wir eine neue Kultur der Auseinandersetzung, so Ünsal weiter. Jahrelang haben alle jeweils die andere Seite für schuldig erklärt. Niemand dürfe verkennen, dass es sich dabei um ein Schichtproblem handelt; ähnliche Anpassungsschwierig¬keiten seien auch bei der deutschen und anderen Bevölkerungsteilen zu sehen, so Ünsal. Bei den bildungsbewussten Schichten gäbe es sowohl bei der nichtdeutschen als auch bei der deutschen Bevölkerung kaum Probleme bei der Eingliederung.

Es müssen dieser Wirklichkeit und der Situation adäquate Lösungsansätze gemeinsam gefunden werden, so Ünsal. Dabei müsste ein Leitbild für Berlin ausgearbeitet werden, das die gesamten Strukturen der Stadt umfasst. Hierbei müssten auch den Migrantenverbänden Verantwortung übertragen werden, um sie in die Umsetzung einer echten Teilhabepolitik einzubeziehen. Dass bei den geplanten Integrationskursen, speziell bei den Orientierungskursen die Migrantenverbände nicht einbezogen worden sind, sei fatal. Auf diese Weise gehen Erfahrungen der Zuwanderer, die sie an Neuankömmlinge weitervermitteln könnten, verloren. Denselben Fehler mache man, indem bei der Neuorientierung der Migrantenerstberatung ausschließlich Wohlfahrtsverbände berücksichtigt werden. Migrantenselbstorganisationen bleiben wieder einmal außen vor, so die Sprecherin des TBB.

Einseitige Maßnahmen nur für Zuwanderer seien inakzeptabel und diskriminierend, fördern die Isolation, und nicht die gewünschte Eingliederung. Die Eingliederungspolitik nur auf die Sprache zu beschränken, scheine in letzter Zeit eine Mode geworden zu sein. Auch hier dürfen die Sprachkenntnisse der Schüler in der Schule und die der Zuwanderer nicht miteinander verwechselt werden. Vielmehr brauche die Stadt gezielte Fördermaßnahmen für alle Schüler, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen.

Eine gelungene Integrationspolitik ist eine Partizipationspolitik, sagte Eren Ünsal und appellierte an alle, Selbstkritik auszuüben, um neue Ansätze zu finden und in der Stadt zu einem Konsens zu kommen. Denn Berlin ist –auch– unsere Stadt, so Ünsal.