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Freies Feiern für Alle! Denkanstoß zur Silvesternacht

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People of Color sind alltäglich mit rassistischen Türpolitiken und Racial Profiling durch Securities, Gewerbebetreiber*innen und Polizei konfrontiert. Wachsamkeit und Solidarität sind gefragt, um dieser systematischen Ausgrenzung ein Ende zu setzen.

Einer Gruppe Schwarzer Frauen* wird der Einlass zu einem Club verweigert. Dabei standen alle sechs auf der Gästeliste. Andere, weiße Gäste kommen problemlos rein. Aus dem Club ertönt ein Song von Beyoncé. „Black Music“ ist willkommen – Black Bodies nicht. Auch in drei anderen Clubs, in denen Schwarze Musik gespielt wird, kommen Schwarze Personen am selben Abend nicht rein.

Trotz vorheriger Reservierung wird einer Gruppe „arabisch“ aussehender Männer der Zutritt zu einem Restaurant verweigert. Der geplante Junggesellenabend fällt ins Wasser.

In einer Kneipe in Wedding werden zwei Gäste, die sich auf Arabisch unterhalten, beschimpft, beleidigt und gewaltsam vor die Tür gesetzt.

Ein Schwarzer Mann wird beim Empfang einer großen IT-Firma vom Sicherheitspersonal aus dem Publikum gefischt. Er wird gebeten, den Raum zu verlassen, weil er angeblich  „unangenehm aufgefallen“ sei.

Ein junger Schwarzer Mann ist mit seinen Freunden in einem Club. Beim Tanzen wird er plötzlich vom Security aus dem Laden gezogen und vor der Tür rassistisch beleidigt und geschlagen.

Der Türsteher einer Großraum-Disko meldet, dass beim Einlass Ticker benutzt werden, mit denen die Gäste abgezählt werden: „Es ist genau festgelegt, wie viele POCs reindürfen: 10 %. Auch der Anteil ist vorgegeben – wie viele Araber, wie viele Türken, Russen, Schwarze…“

Meldungen wie diese erreichen uns regelmäßig. Eine Erhebung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus 2016 ergab, dass über 35% der Diskriminierungen in Deutschland im Bereich Gaststätten und Unterhaltungsgewerbe stattfinden – in erster Linie in Hotels, Restaurants und Diskotheken. People of Color, die als ‚nicht-deutsch‘ bzw. ‚nicht-weiß‘ kategorisiert werden, werden so systematisch kriminalisiert und ausgegrenzt.

„Dieses Vorgehen ist menschenverachtend und spaltet die Gesellschaft in Gruppen, die frei feiern dürfen und anderen, die stets Gefahr laufen, vor der Tür stehen zu bleiben oder mehr oder weniger gewaltsam rausgeschmissen zu werden. Dies verstößt außerdem klar gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das rassistische Diskriminierung beim Zugang zu Dienstleistungen verbietet. Alle müssen gleichberechtigt feiern dürfen!“ sagt Shemi Shabat, Berater des ADNB des TBB.

Meist werden solche Diskriminierungen verharmlost oder gar als ‚Sicherheitsmaßnahmen‘ ausgegeben. Der Racial-Profiling-Skandal in Köln zu Sylvester 2017 war eine institutionelle Zuspitzung dieser alltäglichen Praxis. „Dass dies weitgehend unhinterfragt bleibt, ist in großem Maße auf die antimuslimischen und antischwarzen Diskurse zurückzuführen, die Politik und Medien verbreiten,“ so Shabat weiter.

Auch in diesem Jahreswechsel werden wieder viele People of Color daran gehindert werden unbeschwert mitzufeiern. „Wichtig ist, dass Leute sich angewöhnen, wachsam zu sein und solche Fälle nicht einfach hinzunehmen: Stellt Fragen, sucht Euch Zeug*innen oder bietet Unterstützung an,“ ermutigt Shabat. „ Auch können sich Diskriminierte wie  Zeug*innen jederzeit bei uns beraten lassen.