KliK-Workshop 7: „Reparieren als ökologisch-soziale Praxis“

von Norbert Boenigk, Anya Geisthardt und Manuel Schröder

(NOCHMALL / Repair Café Reinickendorf)

11.5.2023

Modul 2 ­– Klimabewusster Haushalt / Modul 5 – Nachhaltiger Konsum

Jeden Donnerstag von 15:00 bis 19:30 findet in der NOCHMALL in Reinickendorf ein Repair Café statt, in dessen Rahmen sich Berliner Bürger*innen versammeln, um unter Anleitung sachkundiger Ehrenamtlicher defekte Haushaltsgeräte wie Lampen, Staubsauger oder Lautsprecher zu reparieren. Es gibt sowohl nationale als auch internationale Netzwerke, in denen sich Menschen organisieren, die sowohl aus ökologischen als auch aus sozialen Gründen weniger Dinge wegwerfen wollen, indem sie diese in einer gemeinsamen Praxis des von- und miteinander Lernens wieder in Stand setzen. Wer mehr über die Geschichte dieser Bewegung erfahren will, kann hier eine Open Access-Publikation dazu lesen, auf die uns Manuel Schröder im Vorfeld des heutigen Workshops hingewiesen hat.

Bevor wir ihn und Norbert Boenigk in der Werkstatt im 1. Stock treffen, um nach einer Einführung ins Thema durch Manu zusammen zu Schrauben und Norbert beim Löten über die Schulter zu schauen, treffen wir am Eingang der NOCHMALL Anya Geisthardt, die uns durch das erste Gebrauchtwarenkaufhaus Berlins führen und dessen Unterschiede zu Sozialkaufhäusern erklären wird. Zunächst gehen wir in die Warenannahme, wo Anya uns erzählt, dass hier täglich neben alten Möbeln acht große Kisten mit Kleidung, Medien und Elektrogeräten abgegeben werden, von denen allerdings jeweils zwei entsorgt werden müssen, weil sie sich leider nicht mehr aufbereiten und nochmals verkaufen lassen. In der Waschstraße wird der in der NOCHMALL abgegebene Hausrat gesäubert und für den Verkauf vorbereitet, wobei für Geschirr Einheitspreise von bspw. einem Euro pro Glas gelten. Rodrigue findet heraus, dass Ordner denselben Preis haben. Marie Antoinette findet eine alte ghanaische Maske, deren monetären Wert Anya auf 12-15 Euro schätzt. Jetzt führt sie uns am Textilbereich vorbei in den Elektronikbereich, wo alle Geräte, die in den Verkauf gehen, ein Prüfsiegel erhalten. Auf sie gibt es dann ein Jahr Garantie.

Nachdem wir ein altes Fahrrad passiert haben, erkundigen sich Elizabeth und Marinette nach Rabattaktionen für Vereine. Thanh will wissen, seit wann die NOCHMALL in Betrieb ist. Anya meint, die Ladenfläche sei im August 2020 eröffnet worden und würde bis 2027 vermittels einer Anschubfinanzierung durch die BSR unterstützt, müsse jedoch bis dahin schwarze Zahlen schreiben. Den größten Umsatz mache sie aktuell mit Möbeln. Jetzt gehen wir in die Spielwarenabteilung, wo wir erfahren, dass die NOCHMALL eine heterogene Kundschaft habe.

Im Anschluss besuchen wir die Textilabteilung, wo wir erneut über den Unterschied zwischen Gebraucht- und Sozialkaufhäusern sprechen und kurz an einem wiederaufbereiteten Holzschredder pausieren, um dann den Green Brands-Bereich zu betreten, wo höherpreisige Upcycling-Produkte angeboten werden, wie Thanh schnell bemerkt. Bisher haben wir uns im Erdgeschoss der NOCHMALL aufgehalten. Nun begeben wir uns in den 1. Stock. Zuvor entdeckt Sallaheddin am Treppenabsatz ein altes Klavier. Oben ist die Medienabteilung, in der sich neben Büchern auch CDs, DVDs und andere Datenträger befinden. Gegen Ende der Führung kehren wir im Café ein, wo Gemälde hängen, die wie manche der Möbel dort ebenfalls verkäufliche Produkte sind. Zuletzt führt uns Anya in die daneben liegende Werkstatt, wo das Repair Café situiert ist und unser heutiger Workshop mit Manu und Nobert stattfinden wird. Hier ist auch eine Bühne, auf der regelmäßig Auktionen stattfinden, wobei es die NOCHMALL während ihrer Eröffnung mitten in der Pandemie nicht einfach gehabt habe.

Nach einem Applaus für Anya übernehmen jetzt Manu und Norbert. Manus Einführung fokussiert die Verschränkung der ökologischen und sozialen Aspekte der Praxis des kollektiven Reparierens, darf jedoch leider nicht mitgeschnitten oder anderweitig dokumentiert werden. Während ein Teil der Gruppe noch seinen Worten lauscht, begibt sich ein anderer zu Norberts Arbeitstisch, wo er gerade eine Stehlampe repariert, die Stefan mitgebracht hat. Zwischendurch präsentiert ihm eine andere Teilnehmerin des heutigen Repair Cafés einen alten Laptop, dessen Bildschirm nur noch Streifen zeigt, was Norbert auf eine defekte Grafikkarte zurückführt. Sein Motto sei „Machen, nicht quatschen“. Vinh überreicht ihm einen französischen Mixer aus den 1960er Jahren, den er aufschraubt, um sein Inneres näher zu begutachten. Er selbst würde immer wieder Neues lernen, wenn er ein Gerät öffne und seine Funktionsweise analysiere. Auf Sophies Frage hin, was er besonders gerne repariere, antwortet Norbert, ihm graue es vor nichts. Nachdem auch Vinhs Gerät wieder läuft, wirft er wie alle anderen zuvor Geld in eine Spendenkasse. Mehrere Mitglieder der KliK-Gruppe sind nach dem heutigen Tag fest entschlossen, sich bald aktiv an Repair Cafés in ihren Kiezen zu beteiligen. Elizabeth bspw. will dort ihre Expertise mit Computerplatinen einbringen, da sie früher ganze Rechner eigenständig zusammengebaut habe. Der heutige Tag hat sich also gelohnt und wird weitere Effekte zeitigen.

NochMall Gebrauchtwarenkaufhaus | NochMall – Das Gebrauchtwarenkaufhaus der BSR