Unsere Rede beim heutigen CSD als Gast der Deutschen Aidshilfe
Liebe Queers,
liebe migrantische, geflüchtete und
viele andere BIPoC-queere Existenzen,
wir freuen uns sehr, heute beim Berlin CSD mit euch gemeinsam hier zu sein.
Unser Projekt „Meine Familie – Queers in der Migrationsgesellschaft“ des TBB ist ein Ort des Empowerments, der Solidarität und des Geschichtenerzählens – für queere Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung in Berlin. Aber auch für ihre Familien, Freund*innen und Verbündeten.
Berlin ist eine Stadt der VIELFALT.
Eine Stadt, in der viele Menschen mit unterschiedlichen Identitäten und Zugehörigkeiten zusammenleben.
Diese Vielfalt ist ihre Stärke – doch sie ist keine Selbstverständlichkeit.
Denn wir alle wissen:
Diese Vielfalt wird nicht immer geschützt. Und nicht immer wertgeschätzt.
Immer wieder werden wir vereinfacht gelabelt:
Entweder nur als LGBTQIA* oder nur als Migrant*innen – als würden unsere Identitäten nebeneinander existieren, statt miteinander verwoben zu sein.
Doch wir sind nicht entweder-oder –
wir sind MEHR.
Wir sind VIELE.
Wir sind Communitys, die sich nicht eindimensional definieren lassen – und es auch nicht wollen.
Unser Projekt existiert genau aus diesem Grund:
Um unsere Lebensrealitäten mit all ihrer
Komplexität sichtbar zu machen.
Um sie zu normalisieren.
Um uns zu schützen – vor Gewalt, vor Diskriminierung – und um uns gegenseitig zu empowern.
Denn so viele Fragen sind noch offen:
• Warum ist Gleichberechtigung für alle noch immer nicht Realität?
• Warum soll ein solidarisches Zusammenleben unmöglich sein?
• Warum können Menschen ihre Grundrechte nicht einfach leben?
Wir begegnen diesen Fragen mit Hoffnung.
Denn wir glauben:
Liebe, Solidarität und Zusammenleben sind möglich.
Gegen Gewalt, Hass, Queerfeindlichkeit und Rassismus –
können wir nur gemeinsam stark sein.
In unserem Projekt erzählen wir die Geschichten von queeren Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung – und auch die ihrer Familien und Wegbegleiter*innen.
Wir schaffen Räume, in denen Sichtbarkeit, Coming-out oder auch Nicht-Coming-out möglich sind. In denen Selbstbestimmung zählt. In denen der Zugang zu Rechten keine Ausnahme, sondern die Norm ist.
Denn:
Das ist kein Luxus.
Das ist ein MENSCHENRECHT.
Das ist die neue Selbstverständlichkeit, die wir gemeinsam gestalten wollen.
Denn jede Form von Diskriminierung – ob queerfeindlich oder rassistisch –
verengt die Räume, in denen wir leben, lieben und uns entfalten können.
Aber heute – hier – beim Berlin CSD, unter den Regenbogenfahnen, sagen wir laut und klar:
Queers mit Migrations- und Fluchtgeschichten sind ein selbstverständlicher Teil dieser vielfältigen Gesellschaft.
Wir verdienen Anerkennung. Wir verdienen Schutz.
Wir verdienen Sichtbarkeit.
Und wir stehen mit diesem Projekt nicht allein.
Unser großer Dank gilt:
• der Deutschen Aidshilfe, die uns heute eingeladen hat,
• der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung der Berliner Senatsverwaltung, die unser Projekt fördert,
• und unserer Trägerorganisation, dem Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) – danke für eure stetige Unterstützung und euer Vertrauen.
Zum Schluss möchten wir euch allen sagen:
Vergesst nicht –
Wir sind hier.
So wie wir sind.
Mit unseren Familien.
Mit unseren Communities.
Mit unserer Queerness.
Und mit diesem Projekt gehen wir weiter –
um noch mehr Menschen zu zeigen:
Wir sind weder falsch noch allein.