(Futurium)
8.12.2022
Modul 1 - Grundlagen
Nachdem wir die hinter einer imposanten Glasfassade gelegenen Innenräume des Futuriums betreten und unsere Jacken und Taschen in Schließfächern verstaut haben, begrüßt uns am Infopoint im geräumigen Foyer Dr. Rosalina Babourkova. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ausstellungsteam und hat bereits vor der Eröffnung des Museums für Zukünfte im Jahre 2019 an dessen Konzeption mitgewirkt. In ihrer Einleitung sagt sie, dass ihr Spezialgebiet nachhaltige Stadtentwicklung ist – ein Thema, um das sich auch viele Exponate hier drehen. Das Futurium ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das größtenteils durch öffentliche Gelder finanziert wird und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung angestoßen wurde. Ziel dieser Einrichtung ist es, Wissenschaft, Kultur, Politik und die zivile Öffentlichkeit zusammenzubringen, um gemeinsam und multiperspektivisch über Zukunftsfragen nachzudenken.
Rosalina führt uns eine Treppe hoch zu einem Tisch, auf dem Armbänder bereitliegen, mit denen die Besucher*innen mit manchen Exponaten interagieren können und die als Informationsschlüssel dienen. Nachdem wir alle ein solches Band an uns genommen und erfahren haben, dass die Ausstellungsräume des Futuriums entlang der drei Themenstränge „Natur“, „Technik“ und „Mensch“ kuratiert sind, beginnt Rosalina ihren Workshop im Bereich „Natur“ mit Ausführungen zu der Frage, wie auf dem Feld der Stadtplanung aktuell Anpassungen an die Klimakrise stattfinden. Weil damit zu rechnen ist, dass die Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen und regionale Überschwemmungsgefahren wachsen werden, sind Wissenschaftler*innen schon jetzt damit befasst, bspw. in New York künstliche Austernbänke zu errichten, die zugleich als Schutzwall gegen Wassermassen und der Fischerei dienen. Ebenfalls wird es zukünftig immer wichtiger werden, im urbanen Raum Nahrung zu produzieren. Diesbzgl. gibt es etwa in London Firmen, die in ehemaligen Luftschutzbunkern oder stillgelegten U-Bahnschächten unter der Erde Kräuter und Gemüse anbauen.
Anhand eines anderen Exponats erklärt Rosalina im Anschluss, dass auf dem Feld nachhaltigen Bauens nach Wegen gesucht wird, vom Beton zu anderen Materialien zu wechseln. Vor uns steht ein massiver Block, der Zement ähnelt, aber aus Pilzwurzeln besteht, die sich durch Abfälle gefressen haben und dann durch hohe Hitzeeinwirkung verfestigt wurden.
Anstatt Stahl ließe sich auch wieder Bambus als Trägermaterial für zukünftige Gebäude verwenden, erläutert Rosalina. Daraufhin bemerkt Sallahaddin, dass traditionelle Lehmbauten im Orient sehr viel ökologischer waren als diejenigen, die später aus Beton errichtet wurden. Valentina will mehr über Myzele erfahren, woraufhin Rosalina uns in den nächsten Raum geleitet.
Hier geht es um alternative Energien. Nicht nur aus Wind und Sonne lässt sich Energie gewinnen, sondern auch aus den Zersetzungsprozessen von Pilzkulturen, die sogar Gestein auflösen können. Wir befinden uns jetzt im Themenkomplex „Technik“. Im Hintergrund reden Roboter. An den Wänden zeigen Projektionen Bilder von Daten und Genen. Rosalina kündigt an, ihren Fokus hier auf das Thema Mobilität der Zukunft richten zu wollen. In einem weiteren Raum zeigt sie uns ein Spiel, bei dem es anhand der Frage „Findest du das gut oder schlecht?“ um die Ambivalenz neuer Technologien geht, die immer sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Auf jeden Fall müssten wir von Autos wegkommen. In Ländern wie Bolivien und Kolumbien kommen bereits Seilbahnen als öffentliche Verkehrsmittel zum Einsatz und sogar in Deutschland wird zu Flugtaxen geforscht. Am besten wäre es jedoch, insgesamt weniger mobil zu sein.
Unsere nächste Station ist dem Themenkomplex „Mensch“ zugeordnet. Rosalina erklärt in der weit auslaufenden Ausstellungshalle zunächst Grundprinzipien der solidarischen Landwirtschaft und weist darauf hin, dass es gerade in und um Berlin zahlreiche Projekte gibt, die sich der sozialen und nachhaltigen Nahrungsproduktion verschrieben haben. Insgesamt sei es wichtig, auch im Kontext der Ernährung Transportwege zu verkürzen. So können etwa auch Hausdächer in Großstädten für den Anbau von Gemüse verwendet werden. In einer kleinen Kammer sehen wir danach eine Berlinkarte. Auf ihr dürfen Besucher*innen ihre persönlichen Visionen und Wünsche bzgl. möglicher zukünftiger Entwicklungen der Bundeshauptstadt eintragen. Bevor wir uns in einem über der Ausstellungsfläche gelegenen Konferenzraum versammeln, um dort unser Netzwerktreffen abzuhalten, präsentiert Rosalina noch ein paar Ausführungen zu ökologischen Nebeneffekten des Konsums. An einer Wand im ersten Stock des Futuriums finden sich diesbzgl. Zettel mit Notizen von Besucher*innen, die hier aufgeschrieben haben, worauf sie in ihrem Konsumverhalten verzichten würden, um der Klimakrise entgegenzuwirken. Der Workshop endet mit einer offenen Fragerunde, in der nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch neue Fragen aufgeworfen werden.